Schlechte Grundlage für Sanierungsentscheid

23. April 2015

Medienmitteilung Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und WWF Oberwallis Die Lonza hat die Quecksilberbelastung der Gärten um ihr Werk Visp (VS) nicht gründlich genug untersucht. Das zeigen Nachmessungen der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und des WWF Oberwallis in drei Gärten, die gemäss Lonza keiner Sanierung bedürfen. In zwei dieser Gärten fanden sich bis zu 59 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Erde (mg/kg). Ab 2 mg/kg müssen die Böden saniert werden. Die Umweltorganisationen fordern einen unabhängigen Fachrat, um endlich verlässliche Resultate zu erhalten.

Gemäss Gesetz müssen Böden mit über 2 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Erde (mg/kg) saniert werden. Böden mit 0.5 bis 2 mg/kg werden als belastet, aber nicht sanierungspflichtig eingestuft. Böden, in denen Quecksilberkonzentrationen unter 0.5 mg/kg gemessen werden, gelten als unbelastet. Der Basler Chemie- und Pharmakonzern Lonza sowie der Kanton Wallis gaben im Februar 2015 ihre Untersuchungsresultate zur Verschmutzung durch das Lonza-Werk Visp (VS) bekannt. Im Siedlungsgebiet von Turtig und Visp seien 104 Grundstücke mit Quecksilber zwischen 0.5 und 2 mg/kg verunreinigt. Deshalb seien diese Parzellen zwar belastet, müssten aber nicht saniert werden.

Angeblich nicht sanierungsbedürftiger Garten stark belastet

Die AefU und der WWF Oberwallis wollten wissen, ob die Untersuchungsresultate der Lonza die tatsächliche Quecksilberbelastung dieser Gärten abbilden. Dazu haben die beiden Umweltverbände in Visp und Raron (VS) Bodenproben von drei der angeblich nicht sanierungsbedürfigen Gärten genommen. Das Institut Forel der Universität Genf hat diese auf Quecksilber analysiert. In zwei der drei Gärten kamen jeweils in mindestens zwei Proben Konzentration über dem gesetzlichen Sanierungswert von 2 mg/kg zum Vorschein. Ein Grundstück ist mit 59 mg/kg gar sehr stark belastet. Die Quecksilberkonzentration lag hier also 29fach über dem Wert, der zu Aufräumarbeiten verpflichtet. Somit ist klar: Die AnwohnerInnen und betroffenen GrundstückbesitzerInnen können sich nicht auf die Lonza-Beurteilung verlassen.

Auch unabhängige Experten zweifeln an Untersuchungsmethode der Lonza

Vorbehalte gegenüber der Repräsentativität der Untersuchungen hatten im Februar 2015 auch die vom Kanton Wallis beauftragten unabhängigen Experten geäussert: Auf den verunreinigten Grundstücken sei mit einer starken Heterogenität der Quecksilberbelastung zu rechnen, hielten die Fachleute der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), der Haute école du paysage, d'ingénierie et d'architecture de Genève (hepia) sowie der Universität Joseph Fourier fest. Das heisst, die Quecksilberbelastung innerhalb der Gärten kann kleinsträumig stark variieren (Verschmutzungsnester).

Nur kleine, zufällig ausgewählte Flächen untersucht

Die von der Lonza beauftragte BMG AG hat die Quecksilberbelastung der Grundstücke meistens auf einer Fläche von 10 x 10 Metern und bis in 40 Zentimeter Tiefe gemessen. Ausserhalb dieser zufällig gewählten Fläche und in grösserer Tiefe hat sie nicht nach Quecksilber gesucht. Systematischer untersuchen will der Chemie- und Pharmakonzern bisher nicht. Er will zudem nur die Gärten aufräumen, in welchen die Stichproben der BMG AG Quecksilberkonzentrationen über dem Sanierungswert von 2 mg/kg hervorgebracht haben. Mit Ausnahme von wenigen weiteren punktuellen Nachkontrollen sollen in den meisten anderen Gärten also die wenigen bis jetzt durchgeführten Analysen auch die Letzten gewesen sein. Ein allenfalls in der anderen Gartenecke vergrabenes Verschmutzungsnest bleibt somit ziemlich sicher unentdeckt. Die Lonza-Untersuchungen können damit keinesfalls eine verlässliche Grundlage für den Sanierungsentscheid bilden.

Unabhängiger Fachrat

Was die AefU und der WWF Oberwallis schon 2014 forderten, ist mit der starken Quecksilberbelastung in angeblich nicht sanierungsbedürftigen Gärten nun umso dringender: Nicht die Lonza selber, sondern ein vom Kanton Wallis zu berufender unabhängiger Fachrat soll zumindest die Untersuchung der Grundstücke auf Kosten des Konzerns durchführen. Nur so werden vertrauenswürdige Grundlagen geschaffen, um über Sanierung oder Nichtsanierung zu entscheiden. Ausserdem braucht es eine systematische Neubeurteilung der 294 Gärten und Grundstücke, welche die Lonza als unbelastet deklarierte (Quecksilberkonzentration unter 0.5 mg/kg). Auch diese Resultate stehen nun in Frage. Gleiches gilt zudem für die Landwirtschaftsflächen.

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